Vor ein paar Jahren war ich in Berlin und habe eine Stadtführung mit einem waschechten Berliner mitgemacht. Kaum zu glauben, aber nach diesen 4 Stunden wusste ich mehr über Deutschland und Berlin, als mir sämtliche Geschichts- und Gemeinschaftskundelehrer in 13 Jahren Schule beigebracht haben. Warum? Ganz einfach nur deshalb, weil dieser junge Mann aus unserer Geschichte eine Geschichte gemacht hat, die alle Teilnehmer der Führung mitgerissen hat. Unterhaltsam und kurzweilig.
Und genauso sollten Geschichten erzählt werden, ganz gleich ob sie von Unternehmen, Produkten oder Dienstleistungen handeln.
Hierfür gibt es fünf einfache Regeln:
1. einfach
2. unerwartet
3. konkret
4. glaubwürdig
5. emotional
EINFACH:
Finde den Kern der Idee! Das heißt, Du musst eine Idee so lange zerlegen, bis Du auf das Wesentliche stößt. Doch zuvor musst Du alle Ideen ausschließen, die vielleicht wichtig, aber eben nicht DIE WICHTIGSTE Idee sind.
UNERWARTET:
Stelle die Teile Deiner Botschaft, die dem gesunden Menschenverstand widersprechen, heraus! Wenn Deine Botschaft zu vernünftig klingt, geht sie zum einen Ohr hinein und direkt zum anderen wieder hinaus.
KONKRET:
Finde eine „universale Sprache“, die alle fließend sprechen! Meistens ist etwas konkret, wenn bestimmte Menschen etwas Bestimmtes tun und kein Platz für eigenen Interpretationen bleibt.
GLAUBWÜRDIG:
Verwende anschauliche Details oder Zahlen! Details machen eine Behauptung greifbar und konket und lassen sie dadurch auch realer und glaubwürdiger wirken.
EMOTIONAL:
Beziehe die Menschen mit ein! Gefühle veranlassen uns, zu handeln. Wenn wir wollen, dass sich andere angesprochen fühlen, müssen wir uns etwas zu Nutze machen, das ihnen am Herzen liegt.
Zur Veranschaulichung, hier eine Geschichte, die Ihr womöglich schon in dieser oder einer anderen Form kennt, und die exakt den Regeln folgt:
Der Freund eines Bekannten ist häufig auf Geschäftsreise. Nennen wir ihn Michael. Michael war vor Kurzem in Hamburg zu einem wichtigen Termin bei einem Kunden. Danach blieb ihm vor dem Abflug noch ein wenig Zeit, weshalb er in eine Bar ging.
Er hatte gerade seinen ersten Drink intus, als eine attraktive Frau zu ihm kam und ihn fragte, ob sie ihm noch etwas spendieren dürfe. Er war überrascht, aber auch geschmeichelt. „Klar“, sagte er. Die Frau ging zur Bar und kam mit zwei Getränken zurück – eins für sie und eins für ihn. Er bedankte sich und nahm einen Schluck. Und das war das Letzte, woran er sicher erinnerte.
Genauer gesagt, das war das Letzte, woran er sich erinnerte, bevor er wieder aufwachte. Völlig desorientiert lag er in einer Hotelbadewanne, sein Körper war mit Eis bedeckt.
Panisch blickte er sich um und versuchte zu erkennen, wo er war und wie er hergekommen war. Dann sah er den Zettel: Nicht bewegen! Rufen Sie die 110 an.
Auf einem kleinen Tisch neben der Wanne lag ein Handy. Michael nahm es und tippte mühsam die 110 ein. Seine Finger waren ganz taub und steif vom Eis. Seltsamerweise schien seine Lage die Frau in der Notrufzentrale nicht zu überraschen. „Fassen Sie bitte ganz langsam und vorsichtig hinter sich“, sagte sie. „Ragt da ein Schlauch aus ihrem Rücken?“
Ängstlich tastete Michael seinen Rücken ab und tatsächlich war da ein Schlauch.
Die Frau von der Vermittlung sagte: „Keine Panik, eine ihrer Nieren wurde entfernt. In der Stadt ist ein Organräuberring unterwegs, und sie wurden leider ein Opfer des organisierten Organraubs. Der Notarzt ist unterwegs. Bewegen sie sich nicht, bis er kommt.“
Stell Dir vor, Du gehst heute Abend in eine Bar, triffst einen Freund und willst ihm die Geschichte erzählen. Ich bin mir sicher, Du könntest alles fast perfekt nacherzählen, stimmt’s?